Beiträge in: Bachelor-, Masterarbeiten, etc.

Lisa Breinlinger (2019)

Abschlussarbeit im Rahmen der „Großen Basisqualifikation in Trauerbegleitung“ am M.I.T. – Münchner Institut für Trauerpädagogik (gekürzte Fassung)

Viele Geschwister erleben die psychische Erkrankung ihrer Schwester oder ihres Bruders als schmerzlichen Verlust. In dem Buch ‚Wahnsinn um drei Ecken‘ beschreibt die Schwester Friederike Samstag diesen Verlust: „Die Kommunikation mit meinem Bruder war nicht mehr auf die gewohnte Art möglich. Als der Bru­der, den ich kannte, war er nicht mehr erreichbar. Er war da und nicht da. Angefühlt hat es sich wie ein Tod.“

Im Rahmen ihrer Tätigkeit für einen Angehörigenverein ist Lisa Breinlinger solchen Gefühlen bei vielen Geschwistern begegnet, doch häufig sind diese sich gar nicht bewusst, dass ihre Empfindungen vieles gemeinsam haben mit der Trauer nach dem Tod eines geliebten Menschen. Als Trauerbegleiterin hat Lisa Breinlinger ein Trauerseminar speziell für Geschwister mit einer psychisch erkrankten Schwester oder einem psychisch erkrankten Bruder entwickelt, in dem die weitreichenden Folgen von nicht zugelassener und nicht integrierter Trauer bear­beitet werden.

Das Trauerseminar wird vom Angehörigenverein München angeboten; dort sind auch nähere Informationen erhältlich.

Sabine Bojanowski (2016)

Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Philosophie (Dr. phil.) eingereicht bei der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam

Auszüge aus Kapitel 8 (Gesamtdiskussion und Limitationen):

… Die Zielstellung der vorliegenden Arbeit war daher die umfassende Analyse von Geschwisterbeziehungen sowie die Entwicklung eines geeigneten Instrumentes zur Erfassung der Qualität von Geschwisterbeziehungen im Kindes- und Jugendalter. …

… In dieser Studie wurde bei den Kindern mit psychischen Störungen jeweils nur eine Sicht auf die Beziehungsqualität betrachtet: die Sicht des kranken Kindes. Demnach fehlen Einschätzungen der gesunden Geschwister und wie diese die Beziehung zu ihrem kranken Geschwister wahrnehmen. Auch wurde bei Kindern mit mehreren Geschwistern nur eine Geschwisterbeziehung erfragt. …

… Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Geschwister sowohl Chancen wie Risiken bedeuten. Wenn das Positive überwiegt, kann eine wertvolle, häufig lebenslange emotionale wie kognitive Ressource für alle Beteiligten entstehen. Vor dem Hintergrund der tiefgreifenden Bedeutung der Geschwisterbeziehung für das gesamte Leben und dem Einfluss dieser auf das psychische Wohlbefinden, sollten Geschwisterbeziehungen unbedingt Bestandteil der Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen sein. Es zeigte sich, dass eine Geschwisterbeziehung u.a. als Ressourcenpotential bei Kindern und Jugendlichen verstanden werden kann. Besonders im Hinblick auf die Unterscheidung einer positiven bzw. negativen Geschwisterbeziehung, kann dies für die Beratung und Psychotherapie genutzt werden. Die Geschwister sollten, ebenso wie die Eltern, in den Genesungsprozess mit einbezogen werden. Vor allem, wenn zwischen den Geschwistern eine konflikthafte Beziehung besteht. …

Claudia Bach (2018)

Eine qualitative Studie. Masterarbeit an der Universität Kassel, Institut für Psychologie

In der Masterarbeit untersucht die Autorin die spezifischen Belastungen von Geschwistern, deren Schwester oder Bruder bereits seit vielen Jahren  (zwischen 17 und 51 Jahren) an schweren und chronifizierten Psychosen leiden. Sie stellt dar, welcher Art diese Belastungen sind, welche  langfristigen Auswirkungen sie haben können, welche Bewältigungsstrategien die betroffenen Menschen entwickelt haben und zeigt auf, in welchen Bereichen nach ihren Erkenntnissen Forschungsbedarf besteht.

Cornelia Zöberlein (2017)

Bachelorarbeit an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München – Studiengang Soziale Arbeit

Zitat aus der Schlussbetrachtung:

Die vorangegangenen Ausführungen haben deutlich gemacht, dass die Lebenssituation von Geschwistern psychisch Kranker erheblich durch die Erkrankung des Bruders bzw. der Schwester beeinflusst wird. Das subjektive Belastungserleben und die Formen der Bewältigung variieren zwar unter den Geschwistern, gemeinsam ist ihnen allerdings, dass sie ihrem Los nicht einfach ausweichen können. Die Beziehung zum kranken Geschwister bleibt lebenslang bestehen, unabhängig davon, ob sie den Kontakt pflegen oder ihn dauerhaft unterdrücken. Gelingt es Geschwistern die spezifische familiäre Situation als Herausforderung zu begreifen und sie anzunehmen, können daraus eine Stärkung der Persönlichkeit, ein Ausbau der Selbstregulationsmechanismen und allgemein der Resilienz, d.h. der Fähigkeit des erfolgreichen Umgangs mit belastenden Ereignissen und Lebensumständen, erwachsen. Aber selbst dann, wenn sich die Geschwister den Herausforderungen im Umgang mit ihrem psychisch kranken Bruder bzw. ihrer psychisch kranken Schwester stellen und diese als Teil ihres Lebens akzeptieren, bleibt es ein lebenslanger Prozess, die Balance zwischen Unterstützung und Abgrenzung zum kranken Familienmitglied zu finden.

Holger Simon (2010)

Unveröffentlichte Masterthesis. Hochschule RheinMain Fachbereich Sozialwesen Entwicklung eines quantitativen Fragebogens auf Grundlage einer Analyse eigener und bereits vorliegender qualitativer Forschungsergebnisse und der Literatur.

In seinem Fazit stellt der Autor eine Reihe von Fragen, die noch immer unbeantwortet sind:

  1. Welche Aspekte in der Beziehung zu ihren psychisch erkrankten Geschwistern und welche Konflikte und Rollenverschiebungen bez. ihrer Eltern erleben die gesunden Geschwister als besonders belastend?
  2. Welche Risikofaktoren bez. einer gesunden Entwicklung im Kindes- und Jugendalter bedürfen bei Geschwistern psychisch Erkrankter besonderer Beachtung?
  3. Welche konkreten Einflüsse hat die Erkrankung auf Familiengründung bzw. die Familie des gesunden Geschwisters?
  4. Inwieweit fordern die gesunden Geschwister institutionelle Unterstützung zu ihrer Entlastung ein bzw. wie können professionelle Helfer die besonderen Bedürfnisse von Geschwistern psychisch Kranker berücksichtigen?
  5. Welche Rolle spielt Alter, Altersunterschied und Zeitpunkt der Erkrankung?
  6. Wird ein spezifisches professionelles Hilfeangebot für Geschwister benötigt?
  7. Bildung der persönlichen Identität, Individuationsprozesse, Entwicklung von Sozialverhalten und Geschwisterrivalität sind wichtige Punkte der frühen und mittleren Kindheit und der Adoleszenz -> können Störungen entstehen?
  8. Welche Auswirkungen auf Aggressives Sozialverhalten, delinquentes Sozialverhalten, Geschlechtsrollenverhalten, Sexualverhalten können erfasst werden?
  9. Dimensionen der Geschwisterbeziehungen sind: Wärme bzw. Nähe, Rivalität, Konflikt und relative Macht bzw. Status –> welche Auswirkungen hat eine Erkrankung?
  10. Welche Auswirkungen haben kritische Lebensereignisse auf die Beziehung zwischen einem gesunden und einem kranken Geschwister: Krankheiten, Heirat eines Geschwisters, Erkrankung und zunehmende Pflegebedürftigkeit der alten Eltern, Tod der Eltern, Hilf an in Not geratene oder bedürftige Geschwister, Diskrepanzen aufgrund unterschiedlicher, beruflicher Entwicklungen, Bevorzugung eines Geschwisters durch die Eltern, Enttäuschung von Erwartungen, Unterschiedliche Entwicklung der Wertorientierung
  11. Wie wirkt sich die zentrale Entwicklungsaufgabe der Versorgung und Betreuung der alten Eltern auf die Beziehung aus und welche besonderen Belastungen bestehen für die Beteiligten?

Miriam Munkert (2008)

Diplomarbeit FH Wiesbaden • University of Applied Sciences, Fachbereich Sozialwesen, Studienbereich Soziale Arbeit

Ausschnitt aus dem Abschnitt: „Persönliche Einschätzung“

Während der Auseinandersetzung mit dieser Arbeit rückte für mich folgende Frage in den Vordergrund:
Wie viel Verantwortung wird dem Erkrankten selbst zugesprochen?
Oder besser gesagt:
Können die gesunden Geschwister oder deren Familie die Last der Verantwortlichkeit nicht ein Stück weit an den Erkrankten selbst zurückgeben?

Die besonders tief greifende Belastung durch Schuldgefühle entwickelte sich hauptsächlich durch die gefühlte Verantwortung für den erkrankten Bruder oder die Schwester. Das Gefühl, immer für ihn/sie da sein zu müssen, den nächsten Suizidversuch verhindern zu können oder für seine Lebenszufriedenheit verantwortlich zu sein, sind Beispiele hierfür. Die Schuldgefühle entstanden dadurch, dass die Geschwister das Gefühl hatten, stellenweise versagt oder nicht genug getan zu haben.

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