Beiträge in: Sachbücher, Filme und mehr

Wie Geschwister unser Leben prägen

Katrin Heise im Gespräch mit Geschwisterforscher Hartmut Kasten und Autorin Susann Sitzler sowie Zuhörer*innen

Deutschlandfunk Kultur; Sendung vom 01.12.2018

Hartmut Kasten:
„Das Besondere an der Geschwisterbeziehung ist das Schicksalhafte. Die Prägung durch Brüder und Schwestern ist mindestens so stark wie durch die Eltern. Oft bleibt auch die Rollenverteilung ein Leben lang erhalten – im Guten wie im Schlechten.“

Susann Sitzler:
„Geschwister sind in unserem Inneren zu Hause.“
„Mit einem Bruder oder einer Schwester empfinden wir Gefühlspremieren wie Liebe, Wut, Freude, Eifersucht oder Zusammengehörigkeit. Was wir mit ihnen erleben, wird zum Maßstab für unser späteres Leben.“

Leben mit behinderten und lebensverkürzt erkrankten Geschwistern

Frauke Lodders, Regisseurin (2019)

Mindjazz Pictures

Dokumentarfilm

seit Januar 2019 im Kino
ab 28.06.2019 als DVD verfügbar

Süddeutsche Zeitung:
Frauke Lodders Dokumentarfilm lässt diejenigen zu Wort kommen, die in Familien mit schwerkranken und behinderten Kindern oft um die Aufmerksamkeit der Eltern kämpfen müssen: die gesunden Geschwister. In leisen, berührenden Nahaufnahmen werden sie hier einmal zu den Hauptpersonen.

Programmkino.de:
In einer besonders schwierigen Situation befinden sich die Geschwister von behinderten Kindern, die aus nachvollziehbaren, aber dennoch schmerzhaften Gründen etwas im Schatten stehen. Um sie geht es in Frauke Lodders Dokumentation „Unzertrennlich“, die mit großer Behutsamkeit beobachtet und dadurch allen Seiten gerecht wird.
 
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Helen Arnet (2018)

SRF Dokumentarfilm, 50 Min.

in 3sat gesendet am 30.01.2019
auf YouTube veröffentlich am 21.09.2018

Die Autorin (Auszüge):

Kinder, die Angehörige pflegen, gab es schon immer
„Young Carer“ – ein neuer Begriff für ein altes Phänomen. Denn Kinder und Jugendliche in der Pflegerolle gab es schon immer. „Young Carer“ übernehmen regelmässig Pflegeaufgaben für ein physisch oder psychisch erkranktes Familienmitglied. Die Betreuung kann sich über Jahre hinziehen oder kurz und intensiv sein. …

Schweigen aus Angst und Scham
Fakt ist: „Young Carer“ pflegen meist im Verborgenen. Oft wissen nicht einmal die engsten Freunde, Lehrer oder Lehrmeister von den teils zeitintensiven Aufgaben der pflegenden Kinder und Jugendlichen. Es ist einerseits die Scham darüber, dass im eigenen Elternhaus vieles anders läuft als bei ihren Schulkameraden, die „Young Carers“ verstummen lässt. Andererseits sind es oft auch die Eltern, welche den Kindern bewusst oder unbewusst ein Redeverbot auferlegen – aus Scham darüber, dem eigenen Kind so viel Verantwortung zu übertragen, aus Angst, als Eltern nicht zu genügen oder um eine Einmischung der Behörden zu verhindern. …

Fachleute für die Thematik sensibilisieren
Ziel der Forschung ist es, Fachpersonen wie Lehrerinnen und Lehrer, Ärzte und Pflegepersonal für die Thematik zu sensibilisieren. „Wenn sie den Begriff „Young Carer“ zum ersten Mal hören, fällt es vielen Fachpersonen wie Schuppen von den Augen“, sagt Agnes Leu, Leiterin des Forschungsprogramms „Young Carers“. …

„Young Carer“ sind sozialkompetent
Sinkende Schulleistungen, Müdigkeit, Konzentrationsschwächen fehlende soziale Kontakte und Freizeit sind nur die eine Seite der Medaille. „Young Carer“ weisen auf der anderen Seite eine sehr hohe Sozialkompetenz, Empathiefähigkeit und ein gutes Selbstwertgefühl aus und sind gewohnt, Verantwortung zu tragen. Das sagt Karin Gäumann-Felix, Dozentin an der Höheren Fachschule Pflege des Berufsbildungszentrums Olten. In ihrem Unterricht hat sie regelmässig mit jungen Pflegenden zu tun. Denn überdurchschnittlich viele ehemalige und aktuelle „Young Carer“ ergreifen einen Beruf im Pflegebereich. „Viele Betroffene merken erst im Rahmen der Ausbildung, dass sie selber „Young Carer“ sind oder waren und fangen dann an, über das Tabuthema zu reden“ – diese Erfahrung hat Karin Gäumann-Felix schon oft gemacht. …

Stella Tinbergen, Autorin und Regisseurin (1998)

Eigenverlag

Dokumentarfilm

Der Film wurde 2006 mit dem Journalistenpreis "Schizophrenie und Stigma" ausgezeichnet.

Die Autorin:

Mein Bruder Siegfried war 16, als er zum ersten Mal in eine psychiatrische Klinik eingeliefert wurde. Seine Diagnose: Jugendliche Schizophrenie. Schon bald wurde er nicht mehr therapeutisch behandelt, sondern lediglich ruhiggestellt, mehr als zwanzig Jahre lang.
Als Siegfried vierzig war, setzte ich noch einmal alles daran, ihm ein größeres Maß an Selbstbestimmung zu verschaffen. Ich wollte, dass er den Wechsel in ein Übergangsheim wagt und lernt, sich selbst zu versorgen.
Würde er das schaffen, wäre er in der Lage, in einer betreuten Wohngemeinschaft zu leben?

Über die Website der Autorin kann der Film auf DVD bestellt werden.

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