Während inzwischen allgemein anerkannt ist, dass Kinder mit einem psychisch erkrankten Elternteil der gezielten Aufmerksamkeit des Versorgungssystems bedürfen, wird dies für die Geschwister von Erkrankten bisher nur äußerst selten gesehen und noch seltener berücksichtigt.
Mit dem Übersehen-werden der Geschwister psychisch erkrankter Menschen korreliert die Tatsache, dass quantitative Angaben zur Zahl der betroffenen Geschwister nicht vorliegen und erst recht keine Differenzierung, wie viele von ihnen einer Risikogruppe oder Hochrisikogruppe zuzurechnen sind, geschweige denn, welche Art und welchen Umfang an Unterstützung sie benötigen.
Hier wird eine vorsichtige Abschätzung vorgenommen, von welcher Zahl von Geschwistern mit Unterstützungsbedarf ausgegangen werden muss. Damit soll deutlich gemacht werden:
Es handelt sich keineswegs um eine kleine Randgruppe; die Mitarbeitenden in den verschiedenen Bereichen des Versorgungssystems dürfen diese Geschwister nicht länger ‚übersehen‘.
Beim 2. bundesweiten Geschwistertreffen am 3. August 2019 in Wiesbaden wurde die Frage von Schuldvorwürfen und empfundenen Schuldgefühlen kontrovers diskutiert. Die Autoren nahmen dies zum Anlass, den Geschwistern vorab einen Auszug aus der umfangreichen Monographie zu diesem Thema zur Verfügung zu stellen.
Kommentare und Meinungen sind sehr willkommen.
Ein Schwerpunktthema beim 2. bundesweiten Geschwistertreffen am 3. August 2019 in Wiesbaden war die Frage nach einem (möglichen) eigenen ererbten Risiko, psychisch zu erkranken. Die Autoren nahmen dies zum Anlass, den Geschwistern vorab einen Auszug aus der Monographie zu diesem Thema zur Verfügung zu stellen.
Kommentare und Meinungen sind sehr willkommen.
Mehr als 20 Geschwister waren zu dem überregionalen Treffen gekommen. In vertrauensvoller und von gegenseitigem Verstehen geprägter Atmosphäre konnten auch ‚heiße Eisen‘ besprochen werden: Strategien zum Umgang mit ambivalenten Gefühlen, die allgegenwärtige ‚Schuldfrage‘ und die für einige Teilnehmende sehr belastende Frage nach dem Vererbungsrisiko von psychischen Erkrankungen.
Trotz der schweren Themen fand auch Heiterkeit ihren Platz – und das Gefühl, nicht allein zu sein mit den Sorgen und der Hilflosigkeit und manchmal auch der Verzweiflung.
Nach einem Impulsreferat fanden sich Eltern und Geschwister von psychisch erkrankten Menschen in getrennten Gesprächsgruppen zusammen, um anschließend die erarbeiteten Schwerpunkte ihrer jeweiligen Sichten in einer gemeinsamen Gesprächsrunde zu diskutieren.
Neben vielen Überschneidungen wurden auch unterschiedliche Wahrnehmungen in den Bedürfnissen der jeweils anderen Gruppe deutlich sichtbar und in einer sehr offenen und konstruktiven Atmosphäre angesprochen.
Die Teilnehmenden – je zur Hälfte Eltern und Geschwister – äußerten am Ende des intensiven Tages mehrheitlich den Wunsch, den Dialog fortzusetzen.
Christiane Pohl gibt Einblicke in die Arbeitsweise ihrer ‚Philosophischen Beratungspraxis‘, in der gelegentlich auch Geschwister psychisch erkrankter Menschen Rat und Hilfe suchen.
An Beispielen zeigt sie auf, dass die Fragestellungen dieser Geschwister sich nicht unterscheiden von denen, die wir aus Geschwistertreffen und Interviews kennen. Sie versucht gemeinsam mit diesen Geschwistern eine Annäherung an mögliche Antworten aus philosophischer Sicht.
Die Fragestellung des Treffens war in der Einleitung klar umrissen:
Und am Ende der ganztägigen intensiven Beschäftigung mit den Fragen, die um diese Kernfragen kreisten, stand eine Erkenntnis unwidersprochen im Raum:
An dem Versuch, sich mit allen Beteiligten auf deren Anteile an Sorge, Unterstützung und direkter Hilfeerbringung zu verständigen führt kein Weg vorbei. Diese Klärung sollte so früh als möglich beginnen, denn es ist voraussichtlich ein längerer und häufig konfliktreicher Prozess.
Zusammenfassung:
Wir haben gesehen: Geschwisterbeziehungen gehören zu denen mit hoher Intensität bei großer Nähe und Verbundenheit – und durch die Erkrankung werden sie häufig noch enger (Bock u.a. 2008, S. 29) – mehr noch, die positiven Beziehungen sind eine Ressource für das psychisch belastete Geschwister, sie wirken protektiv und haben einen heilsamen Einfluss!
Das gemeinsame Erleben umfasst auch die Erlebnisse und Wahrnehmungen, die mit der starken psychischen Belastung des Geschwisters in Verbindung stehen; dabei nimmt das von den Mitgeschwistern mitgefühlte Leid der Schwester oder des Bruders eine herausragende Rolle ein.
So lautete der Titel einer Tagesveranstaltung, zu der der Mainzer Angehörigenverein im Oktober 2017 Eltern eingeladen hatte, die in vorangegangenen Treffen ein Unbehagen geäußert hatten das sie immer dann fühlten, wenn sie an ihre gesunden Kinder dachten – denn ihnen war klar, dass die Belastungen und die Konzentration auf das erkrankte Kind an dem oder den gesunden Geschwisterkindern nicht spurlos vorbei gegangen sein kann.
Als EUFAMI-Mitglied berichtet Spyros Zorbas aus Europa, aber auch über die griechische Angehörigenbewegung EPIONI und über „Athen’s Siblings“.
Einladung und Anmeldung für den Workshop am 8. und 9.10.2022
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